Ulrike Kampmanns Bilder sind gekennzeichnet von durchlässigen, farbigen Schichtungen, deren Hauptaspekt nicht auf der Form, sondern auf Farbklängen und einer freien malerischen Gestik liegt. Alle Spannung und alle Energie sind darin verlagert, doch steckt keine psychologische Dynamik dahinter, wie etwa innere Zerrissenheit, die zur Zerfaserung der Gestalt führt. Im Gegenteil – hier entsteht bei aller Abstraktion das Gefühl von etwas Einheitlichem, Ganzem, dabei Leichtem und Flirrendem, dessen ihm innewohnende Veränderlichkeit der Erscheinung gleichwohl in der spröden Bewegtheit der Pinselstriche mitschwingt. Obwohl weder einzelne Motive noch konkrete Themen dingfest zu machen sind, liegt der Ursprung dieser Bilder in einer genauen, subjektiven Wahrnehmung von Aspekten der Außenwelt. Zum Prozess der Durchdringung und Aneignung des Außen durch die Mittel des eigenen Ich gehört eine Suche nach etwas Universellem, das Zeit und Raum überbrückt, weil es in Variationen immer wieder auftaucht und dabei ganz konkret sinnlich erfahrbar ist: Die Abfolge der Jahreszeiten und der damit verbundene Wandel von Licht, Atmosphäre und Aggregatzuständen in der Landschaft prägen die Melodik von Kampmanns Malerei. Ist es romantisch, hinter den malerischen Schichtungen nach einer Welt voller Untiefen oder verborgener Geheimnisse zu suchen? Vielleicht, dazu laden die Bilder mitunter ein. Wie Schatten unter dünnem Eis tun sich unter dem lasierenden Weißblau mancher Oberflächen weitere Ebenen auf. Doch ist es eine Romantik jenseits allem Gefühligem, Sentimentalem und Schaurig-Zerstörerischem. Schon die Sparsamkeit der Mittel – Kampmann malt mit Wasserfarbe auf einfachem Papier statt mit Öl auf Leinwand – passt eher zum feinsinnigen Kammerspiel als zur großen Oper. Dunkel-Dramatisches tritt in diesen lichtdurchfluteten, zartfarbigen Szenerien nur unterschwellig hervor. Eher sind sie getragen von einer Zuversicht, die zu wissen scheint, dass nach den Härten des Winters immer wieder der Frühling freundlich alles zum Guten wendet. Dabei lässt sich das Werk Ulrike Kampmanns auch lesen als eine Aufforderung zum Carpe diem – ein Innehalten und Genießen eines im sinnlichen Erleben der Natur wurzelnden, vergänglichen Augenblicks. Aus der Erinnerung an solche Momente nährt sich die gelassene, beinahe heitere Gestimmtheit dieser Malerei.
Kirsten Jäschke, Dresden
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